Wenn eine israelische Hackerin auf die Black Swan Theorie eines libanesischen Essayisten verweist, Inga Humpe und Leyla Piedayesh in der Speaker Lounge Strick- oder Kosmetiktipps oder beides austauschen, ein Neuro-Wissenschaftler anhand von Hormonen Finanzmarktzyklen erklärt, die sich gleichzeitig wie meine letzte Beziehungsgeschichte mit einem Aktienhändler lesen und der Abend mit einer bunten Mischung aus Facebook, Start-up und Non-Profit im Brenner endet, dann weiß „frau“, sie war auf der richtigen Konferenz.
Der erste Tag DLDwomen lässt sich schlecht in einem Artikel zusammenfassen. So eklektisch die Auswahl an Rednern, Diskussionsrunden und Themen, so bunt gemischt das Publikum. Und deswegen kann ich nur den Tipp eines (ausnahmsweise männlichen Gastes) weitergeben, der sein zeitweiliges Verschwinden folgendermaßen erklärte: DLD ist wie TED – am besten, man guckt sich alle Vorträge später noch mal in Ruhe am heimischen Rechner an!
Nichtsdestotrotz hier eine Liste ausgesuchter Learnings des ersten Tages in Kurzfassung:
- DLD(women)-Mitgründering Steffi Czerny hat eine wunderbare Art, Lust auf Menschen zu machen: Wer von ihr vorgestellt wird, wächst auf der Bühne ganz automatisch über sich hinaus, um den charmanten Vorschusslorbeeren gerecht zu werden.
- Ursula von der Leyen sieht in der Technologie Fluch wie Segen: Sie schwärmt von der Unabhängigkeit, gleichzeitig Mutter und Chef sein zu können, will dem Terroristen in der Hosentasche aber auch getrost einmal den Mund verbieten – und pocht auf das Recht, dann und wann offline sein zu dürfen.
- Nebenbei merkte Heiko Hebig per twitter an, von Frau von der Leyens souveränem Englisch könne sich der eine oder andere Polit-Kollege eine Scheibe abschneiden. Recht hat er!
- René Schuster offerierte eine beeindruckende Statistik: Handys sind global stärker verbreitet als Zahnbürsten. Zum Thema Frauen in Führungsrollen hatte er ein Bild seiner MD Network Technology Andrea Folgueiras beizusteuern: Als Mutter von fünf (!) Kindern – Zwillingen (!!) und Drillingen (!!!) – sei sie in der Lage, den Job zu managen wie kein anderer.
- Iris Bohnet begründete ihre Forderung nach einer Frauen-Quote mit einem Beispiel aus den Emerging Markets: In indischen Dörfern, die Bürgermeisterinnen verordnet bekamen, änderte sich nach mehreren Jahren die Einstellungen zu Mädchen und Frauen im Allgemeinen. Mit Karriereperspektive ist der weibliche Teil der Bevölkerung plötzlich mehr wert – und sei es nur Respekt.
- Die goldene Hollywood-Regel, für den Erfolg eines Films mit dem Produzenten ins Bett zu gehen, lässt sich auch auf den Independent-Film anwenden. Zumindest, wenn die Regisseurin (Shamim Sarif) bereits mit der Produzentin (Hanan Kattan) verheiratet ist.